Das Hotel in Bayern

! DAS HOTEL WURDE BEREITS ABGERISSEN !

 

Hotelbetrieb

Am 17. August 1865 erwarb der pensionierte königlich bayerische Zollinspektor Hugo Geiger (1828–1874) mit dem Hienleitlehen ein Bauernhaus aus dem 18., in Teilen aus dem 15. Jahrhundert, das er im folgenden Jahr zur Pension umbaute. Die große Nachfrage nach Unterkünften führte schon 1874 zu einer Erweiterung des Hauses um einen zusätzlichen Flügel mit Gästezimmern an seiner südöstlichen Seite.

Nach dem Tod von Hugo Geiger übernahm seine Witwe (1833 od. 1834–1894) die Leitung der bereits „vornehmen Pension“ und ließ ab 1884 insbesondere die zentralen Räume des Hotels repräsentativ und mondän ausgestalten. Unter ihrer Federführung wurde 1890 auch nach Entwürfen des Architekten Wicklein nordwestlich des Hotels an der Stelle des dort befindlichen alten Badehauses ein zusätzliches Gästehaus, das damals so genannte Neue Logierhaus (später Dependance genannt) errichtet.

Nach dem Tod der Mutter ging die Leitung des Hauses 1894 an den Sohn Franz Geiger (1859–1929; Bürgermeister von Bischofswiesen 1900–1919) und dessen Gattin Nina, geborene Kriß, die der Besitzerfamilie des Hofbrauhauses Berchtesgaden entstammte. Von ihm ist um 1900 direkt an der heutigen Bundesstraße unweit der Zufahrt zum Hotel das sogenannte „Feuerlösch-Requisiten-Lokal“ errichtet worden, das jahrzehntelang als Feuerwehrgerätehaus der von ihm mitbegründeten Freiwilligen Feuerwehr Stangaß diente. 1924 wurde für die Gäste an der Straße unweit der Zufahrt eine hoteleigene Tankstelle mit Waschhaus erstellt, die vermutlich die erste Tankstelle Bischofwiesens war. Im gleichen Jahr wurde das daran angrenzende sogenannte Schneiderhäusel, ein in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtetes Handwerkerhaus ausgebaut. An das Haupthaus wurde 1933 auf der Rückseite ein flacher Küchentrakt angefügt; der einzige alte Bereich, der bereits zuvor teilweise unterkellert gewesen war.

1969 wurde auf der südlichen Fläche vor dem Restaurant ein Freibad mit eigener Umkleide und Saunahütte gebaut. 1972 erhielt das inzwischen „europaweit zur Luxusklasse“ zählende Hotel ein eigenes Hallenbad. Zudem wurde 1976 ein weiteres Bettenhaus mit zwei Etagen errichtet, das als letzte größere Baumaßnahme 1982 um ein weiteres Stockwerk erweitert worden ist.

Zahlreiche prominente Gäste aus dem deutschen und europäischen Hochadel stiegen in dem Hotel ab, darunter Prinz Friedrich von Anhalt (1881), Prinz Max von Baden (1911), Prinz Oskar von Preußen (1926) und die niederländische Königinmutter Emma zu Waldeck und Pyrmont (1929). Daneben verkehrten dort aber auch Personen aus Kunst und Wissenschaft, so die Schriftsteller Ernst von Wildenbruch (1887), Paul Heyse (1890), Thomas Mann (1904) und der Medizinprofessor Ferdinand Sauerbruch (1921). Während des Zweiten Weltkriegs diente es als Erholungsheim für Offiziere der Luftwaffe, nach Kriegsende wurde es von der US-Armee als Offizierwohnheim genutzt. In dieser Zeit weilte auch der junge Offizier John F. Kennedy einmal im Haus Geiger. Weitere prominente Gäste des Hotels waren in der Nachkriegszeit dann noch u. a. Prinz Philipp von Hessen (1950) und der kanadische Premierminister Pierre Trudeau (1975). Auch Größen des Showgeschäfts wie Elvis Presley, Donna Summer und Robin Gibb vom den Bee Gees u. a. m. übernachteten im Hotel Geiger.

Nach der Hotelschließung

Am 1. November 1997 musste der Hotelbetrieb nach 132 Jahren Familiengeschichte eingestellt bzw. „das Haus (…) wegen Insolvenz geschlossen werden“, Grundstück und Gebäude verblieben aber bis zum 4. Juli 2017 im Besitz der Familie Geiger. Noch bis Sommer 1998 bewacht und beheizt, diente das Anwesen in den Jahren 1996 bis 1998 als Kulisse für Kinofilme wie Der Winterschläfer und Wilde Hühner sowie für Episoden verschiedener Fernsehserien wie Tierarzt Dr. Quirin Engel und Weißblaue Geschichten. Seither sind insbesondere die Gebäude „Verfall und Vandalismus preisgegeben“. Von mehreren Nachnutzungskonzepten wurde keines verwirklicht.

Für eines der geplanten Projekte hatte das Landratsamt Berchtesgadener Land als Bauaufsichtsbehörde 2006 sogar den Abriss der Hotelanlage gegen den Willen des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege genehmigt. Der Investor nahm allerdings kurze Zeit später wieder Abstand von seinem Vorhaben, und so unterblieb der Abriss.

Zuletzt wurden im Juli 2015 Pläne bekannt, wonach auf dem Hotelgelände ein Zentralgebäude mit vier Chalet-Gebäuden entstehen sollte. Dabei war fraglich, „ob die bestehenden Gebäude saniert oder abgerissen werden,“ wobei davon ausgegangen wurde, dass von den Häusern „höchstens Einzelteile erhalten“ werden könnten. Doch auch dieses Projekt ist nicht verwirklicht worden.

Anfang Mai 2016 wurde das Schneiderhäusl auf Anordnung des Landratsamtes Berchtesgadener Land kontrolliert zum Einsturz gebracht. Das Landratsamt hatte in seiner Funktion als untere Denkmalschutzbehörde laut dem Eigentümer diesen Abbruch gefordert, nachdem bereits zuvor Sicherheitsmaßnahmen gegen abbröckelnde Gebäudeteile notwendig geworden waren und „das Risiko eines unkontrollierten Einsturzes zu groß gewesen sei“.

Am 20. Oktober 2016 brach im Erdgeschoss des 1976 errichteten Bettenhauses ein Feuer aus, das sich über den hölzernen Balkon bis in den Dachstuhl ausbreitete, das die oberen zwei der drei Stockwerke des Gebäudes zerstörte. Da der Strom seit 1997 abgeschaltet war, kommt laut Polizei für den Brand als Ursache nur Fahrlässigkeit oder Brandstiftung in Frage.

Druckversion | Sitemap
© decay-urbex.at